DER WALD – nach Ethel Smyth
Die Komponistin Ethel Smyth widmete sich schon vor über 100 Jahren in ihrer romantischen Oper DER WALD (UA Berlin 1902) mit ganz eigenen Motiven dem Phänomen German Angst. Woher kommt sie? Diese Angst vor dem Fremden, dem Unbekannten, dem Unkontrollierbaren?
Für die Neuinszenierung als Film hat Kerstin Steeb ein multidisziplinäres Team um sich versammelt, um Geschichte und Gegenwart, Realität und Kunst miteinander zu konfrontieren. Der Plot der Oper wird mit Originalzitaten aus drei privaten Chatgruppen verwoben. Das dokumentarische Material wird den Sänger:innen in den Mund gelegt. Frisch eingespielte Opernromantik trifft auf Overdub-Chöre und fett produzierte Dubstep-inspirierte Neukompositionen. Ethel Smyth’s “Der Wald” begegnet einem identitären Elektronik-Soundtrack. Filmischer Realismus trifft auf Videospielästhetik und politische Collage. Kerstin Steeb schafft als Regisseurin dabei eine einzigartige Form für zeitgenössische feministisch-politische Inhalte innerhalb einer nach wie vor von Männern dominierten Opernszene.
In der Story des Waldes wird die Dorfgemeinschaft zum absoluten Ideal, alles Fremde wird zum Feindbild. Die Figuren der Oper ziehen sich in ihre eigenen vier Wände zurück und werden von der Angst infiziert. Sie entwickeln sich zu Preppern, die sich in Deutschtümelei und Abschottung ihren dystopischen Verschwörungserzählungen hingeben. Durch die Verbindung von Musiktheater mit Videospiel- und Filmästhetik seziert DER WALD die Keimzelle der German Angst mitten unter uns, im Heute, in der bürgerlichen Mitte, dort, wo sie nicht vermutet wird.
Vielleicht ist ja die Angst selbst das größte Monster in unserem reichen, geordneten Risikogebiet?
Alle Chat-Texte sind Originalzitate aus drei verschiedenen privaten Chatverläufen. (Quellen: taz, das Recherchekollektiv LSA Rechtsaußen und Kerstin Steeb)
TERMINE
PREMIERE
12. Juni 22:00 Kino-Opern-Air
Ort: Vorplatz LICHTHOF Theater
13. Juni 22:00 Kino-Opern-Air
Vorplatz LICHTHOF Theater
14.6. – 20.6. / Stream on demand im #lichthof_lab
PROGRAMM:
Nachgespräch zum Film 1 / via Zoom am 14. Juni um 20.15 Uhr
Gäste: Jan Riebe von der Amadeu Antonio Stiftung und Dr. Imke Schmincke (Soziologin LMU München).
Rechte Narrative und rechtes Gedankengut werden „salonfähig“ in unserer Gesellschaft. Wie funktioniert diese Verschiebung des Sagbaren? Welche Anteile hat die Bürgerliche Mitte am Entstehen und Weiterbestehen von Rassismus, Antisemitismus und Antifeminismus?
Nachgespräch zum Film 2 / via Zoom am 17. Juni um 20:15 uhr
Gäste: Cornelia Bartsch (Musikwissenschaftlerin) und Andreas Speit (Autor und Journalist)
Im Gespräch mit unseren Gästen beleuchten wir die historische Seite von DER WALD. Das Leben, die Musik und das Engagement der Komponistin Ethel Smyth sollen ebenso im Vordergrund stehen, wie auch die Entstehung rechter Erzählungen um 1900, die ihre Fortschreibung unter anderem in alternativen Milieus der Gegenwart erfahren.
Die Nachgespräche sind kostenlos. Wenn ihr euch zur Teilnahme anmelden möchtet, schickt bitte eine E-Mail an lab@lichthof-theater.de.
TEAM:
Iolanthe: Lisa Florentine Schmalz
Heinrich: Ferdinand Keller
Röschen: Isabel Reinhard
Rudolf: Friedo Henken
Schildkröte: Felix Stachelhaus
Schlagwerk, Synthesizer, Elektronik: Felix Stachelhaus
Geige: Juditha Haeberlin
Geige: Mona Burger
Bratsche: Carrie Robinson
Cello: Lea Tessmann
Kontrabass: Kristin Kuldkepp
Horn: Sonja Engelhardt
Regie, Künstlerische Leitung: Kerstin Steeb
Musikalische Leitung, Arrangement, Komposition: Felix Stachelhaus
Kamera, Schnitt: Martin D‘Costa
Szenen- und Kostümbild, Location Scouting: Hanne Lenze-Lauch
Produktion, Konzeptuelle Beratung, PR: Stückliesel
Drehbuch: Kerstin Steeb, Katja Meier
Illustration: Eléonore Roedel
Dramaturgie, Wissenschaftliche Begleitung: Katja Meier
Monologe Iolanthe: Ivana Sokola
Animation: Benjamin Jantzen
2. Kamera: Jacob Hohf
Ton, Musikmischung: Patrick Dadaczynski
Maske, Ausstattungsassistenz: Johanna Winkler
Regieassistenz: Elli Neubert
Tonassistenz, Farbkorrektur: Judith Zastrow
Szenenfotos: Heike Blenk
DER WALD ist eine Produktion von Kerstin Steeb in Kooperation mit dem LICHTHOF Theater. Gefördert durch: Behörde für Kultur und Medien Hamburg / Fond Darstellende Künste e.V. / Hamburgische Kulturstiftung / ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius / Bezirksamt Altona / Mariann-Steegmann-Foundation
Unterstützt durch die Amadeu Antonio Stiftung, Boosey & Hawkes, Die Vielen, Zeigermann_Audio, Huckepack Umzüge, Wavecube, Tamara und Jan Welle, MotivBuero Hamburg, Revierförsterei Kleckerwald